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vielleicht hatte sie ja eine Idee, wie das Puzzle zu lösen sei.
Paige befolgte Timothys Ratschlag und ging hinauf zum
Dachboden, um nachzusehen, ob sie weitere
Hinterlassenschaften von Tante Agnes finden würde. Als sie
die Treppe hinaufstieg, hatte sie das Gefühl, Steine an ihren
Beinen zu haben. Es schien genug Gründe zu geben, dieses
Vorhaben fallen zu lassen, und keinen, an ihm festzuhalten.
Nun, es gab doch einen Grund. Sie wollte beweisen, dass sie
eine Zauberhafte war, loyal zur Familie und ihrer Mission. Zu
dem Zeitpunkt, an dem sie Piper und Phoebe kennen gelernt
hatte, hätte sie es vielleicht willkommen geheißen, dem zu
entgehen, was ihr Schicksal zu sein schien. Aber jetzt war sie
entschlossen, genau dies zu erfüllen. Sie hatte ein Recht darauf,
ob es den anderen nun gefiel oder nicht.
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Als sie im fünften Schuljahr gewesen war, waren ihre Eltern
und sie in ein Einkaufszentrum gegangen. Aber ihr Dad und
ihre Mom wollten einige Geschäfte besuchen, die Paige tödlich
langweilig fand, und so hatten sie sich geeinigt, dass sie allein
losziehen konnte, solange sie sie zu einem bestimmten
Zeitpunkt am Eingang des Einkaufszentrums wieder traf.
Zuerst hatte sie die Freiheit genossen, aber nach einer Weile
hatte sie angefangen, sich einsam zu fühlen.
Dann war sie zum Treffpunkt gegangen, hatte dort jedoch
keine Eltern gesehen. Sie hatte gewartet und gewartet und sich
immer unbehaglicher gefühlt. Die Fremden, die vorbeigingen,
sahen nicht mehr interessant, sondern bedrohlich aus. Paige
hatte sich schon gefragt, ob ihre Eltern sie verlassen hatten, als
endlich ihr Dad aufgetaucht war, aufgelöst, und sie erfuhr, dass
sie an einem völlig anderen Eingang verabredet gewesen waren
und ihre Eltern dort voller Sorge um sie dreißig Minuten lang
gewartet hatten.
Jetzt bekam sie dasselbe Gefühl gegenüber ihren
Halbschwestern, das Gefühl, dass sie sie irgendwie im Stich
ließen, weil sie ihr nicht vertrauten.
Als Paige die Dachbodentür öffnete, schlug eine neue Welle
der Hilflosigkeit über ihr zusammen. Der Dachboden war der
Lagerraum für fast alles, was die Nachkommen von Melinda
Warren hinterlassen hatten. Es gab Kisten, Aktenschränke,
Schreibtische, Kommoden, Truhen, Koffer und noch mehr
Kisten. Da es keine Neonpfeile gab, die auf die einzelnen
Stücke zeigten, und nichts mit »AGNES« in Großbuchstaben
gekennzeichnet war, hatte sie keine Ahnung, wo sie ihre Suche
beginnen sollte. Jede Minute, die sie hier mit ihrer fruchtlosen
Suche verbrachte, war eine weitere Minute, in der Mr. Cowan
ausflippen und sich fragen würde, wo sie steckte. Sie hätte
schon vor einer Stunde anrufen sollen.
Aber zumindest gab es etwas, das sie dagegen tun konnte.
Sie streckte eine Hand aus und sagte: »Telefon.« Das
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schnurlose Gerät materialisierte in ihrer Hand, und sie wählte
Cowans Nummer. Als er sich meldete, sagte sie: »Mr. Cowan,
hier ist Paige Matthews.«
»Ich habe diesen Namen schon einmal gehört«, grollte er.
»Richtig, es gab eine Paige Matthews, die früher hier
gearbeitet hat. Aber sie «
»Mr. Cowan, es tut mir Leid, dass ich nicht schon früher
angerufen habe«, unterbrach sie ihn. »Ich bin zum Mittagessen
nach Hause gegangen, als mir plötzlich schwindlig wurde. Ich
wollte mich nur eine Minute hinlegen und bin erst jetzt
aufgewacht. Ich habe etwas Fieber und... nun, ich schätze, ich
bin krank.«
»Sie klingen nicht besonders gut«, sagte er. Das machte ihr
etwas Sorgen, denn sie hatte nicht vorgehabt, krank zu klingen.
Vielleicht verriet sie nur die Niedergeschlagenheit in ihrer
Stimme.
»Ja, das liegt daran, dass es mir nicht gut geht«, erwiderte
sie. »Ich bin aber sicher, dass es mir morgen wieder gut gehen
wird, nachdem ich etwas geschlafen habe.«
»Kommen Sie morgen pünktlich, Matthews«, drohte er. Sie
konnte sich vorstellen, wie er beim Sprechen an seinem
Ziegenbart zupfte, eine Gewohnheit, die verriet, dass er
besonders verärgert oder nervös war. »Oder Sie brauchen
überhaupt nicht mehr zu kommen.« Er legte auf.
Das lief gut, dachte sie sarkastisch. Jedenfalls typisch. Das
Telefon verschwand wieder dorthin, wo es herkam, und Paige
beugte sich über die nächste Kiste.
Nach ein paar Kartons entwickelte sie ein System. Sie
hebelte eine Kiste auf, und ein Blick verriet ihr das ungefähre
Alter des Inhalts. Es gab eine Vielzahl von interessant
aussehenden Gegenständen in den Kisten, die in ihr den
Wunsch erweckten, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Es war
ein wenig wie Weihnachten in einem Antiquitätengeschäft, mit
dem zusätzlichen Vorteil, dass keins der Dinge in den Kisten
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ein Preisschild hatte. Aber heute hatte sie ein spezielles Ziel im
Sinn. Allmählich dämmerte ihr, dass die Pappkartons eher aus
der Mitte bis Ende des zwanzigsten Jahrhunderts stammten,
und dass das, was sie suchte, aus einer viel früheren Zeit war.
Deshalb richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die älteren
Kisten.
Schließlich fand sie, wonach sie suchte: eine alte Truhe, die
Verschlussspange rostig, aber unverschlossen, die Seiten
schwarz vom Alter. Sie klappte den Deckel zurück und sah an
seiner Innenseite den mit einem feinen Stift geschriebenen
Namen AGNES HALLIWELL. Die Handschrift hatte eine
bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der in dem Brief, und Paige
sank das Herz.
In der Truhe fand sie einen weißen Spitzenschal, der noch
immer in einem erstaunlich guten Zustand war, und darunter,
eingewickelt in dünnem Papier, das so alt war, dass es
zwischen ihren Fingerspitzen zerbröselte, zwei weiche
Seidenblusen, beide cremefarben. Es gab noch eine separate
Holzschachtel in der Truhe, die Paige für ein Schmuckkästchen
hielt, bis sie sie öffnete. In ihr fand sie mehrere Kerzen, ein
paar verstöpselte Gläser mit den staubigen Überresten von
Kräutern, einen Holzmörser und, in Filz eingewickelt, einige
kleine Kristalle. Tante Agnes Sammlung magischer
Utensilien. Trotz der Probleme, die die Frau gemacht hatte,
spürte Paige in diesem Moment eine tiefe Verbundenheit mit
ihr. Sie schloss die Schachtel sorgfältig und durchwühlte den
Rest der Sachen in der Truhe, hauptsächlich Kleidung, die
schon bessere Tage erlebt hatte. Aber zwischen zwei
zerschlissenen Pullovern steckte ein interessanteres Objekt, ein
alter Handspiegel mit einer wunderschön gearbeiteten Miniatur
an der Rückseite, die eine pastorale Szene zeigte, und
goldenen, bogenförmigen Verzierungen, die das Glas
umrahmten. Paige konnte der Versuchung nicht widerstehen,
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sich in dem Glas zu betrachten, das trotz des offensichtlichen
Alters des Spiegels hell und klar war.
Während sie dies tat, hörte sie in der Ferne das Telefon
klingeln. Ihr fiel ein, dass sie offiziell krank und zu Hause war,
und ließ das Telefon in ihrer Hand materialisieren.
»Hier ist Paige«, sagte sie und bemühte sich diesmal,
erschöpft zu klingen.
»Paige, ich bin s, Timothy. Ist alles okay?«
»Wie machst du das nur?«, wunderte sie sich. »Ich habe
gerade Tante Agnes Truhe durchsucht.«
»Was hast du gefunden? Irgendetwas Hilfreiches?«, fragte er.
»Nein, eigentlich nicht. Ihre alten magischen Werkzeuge,
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