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ten Stunden im Gebet verbracht hatte, und Theowulf blieb
stehen, runzelte die Stirn und sah abwechselnd ihn und die
geschlossene Tür an, und für einen Moment hatte Tobias das
unheimliche Gefühl, der Graf wisse ganz genau, was sich
darin abgespielt hatte.
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Aber dann verscheuchte der Mönch diesen unsinnigen
Gedanken und ging mit raschen Schritten weiter.
»Ihr versprecht mir, hierzubleiben und auf mich zu war-
ten«, sagte Theowulf, als sie die große Halle mit dem Kamin
und der Tafel erreicht hatten.
Tobias antwortete nicht, aber Theowulf schien sein
Schweigen als Zustimmung zu deuten, denn er lächelte
plötzlich zufrieden, wies mit der linken Hand auf die große
Tafel und mit der rechten Hand auf das Bücherregal neben
dem Kamin und sagte: »Nehmt Platz. Wenn Ihr irgend etwas
braucht, dann ruft einen der Diener. Sie werden jeden Eurer
Wünsche erfüllen. Ansonsten, denke ich, werdet Ihr genü-
gend Bücher finden, um Euch die nächsten zwei oder drei
Stunden zu vertreiben. Ich verspreche, so schnell wie mög-
lich zurück zu sein.«
Tobias antwortete auch jetzt nicht. Er war nach wie vor
entschlossen, die Burg zu verlassen und unverzüglich nach
Buchenfeld zurückzukehren, aber es schien ihm müßig,
noch einmal darüber zu reden. Überhaupt fühlte er sich
matt; seine Glieder waren schwer, und als er sich in den gro-
ßen Lehnstuhl am Ende der Tafel sinken ließ, der eigentlich
dem Grafen vorbehalten war, da tat er es mit einem Gefühl
der Erleichterung, als hätte er eine Woche lang nicht mehr
geschlafen. Er wollte nur für einen Moment die Augen
schließen, aber es überstieg fast seine Kräfte, die Lider wie-
der zu heben. Und als er es tat, schien sich der Raum für
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einen Moment um ihn zu drehen.
Er hörte, daß Theowulf irgend etwas sagte, um sich zu
verabschieden, aber er hatte nicht einmal mehr die Kraft,
darauf zu antworten, sondern nickte nur und schloß erneut
die Augen.
Er mußte wohl auf der Stelle eingeschlafen sein, denn das
nächste, was er bewußt wahrnahm, war Lärm, der durch
eines der Fenster vom Hof hereindrang.
Mühsam, als wogen sie plötzlich Zentner, hob er die Lider
und sah sich um. Er war allein. Auf der großen Tafel, die
vorhin noch leer gewesen war, standen jetzt ein einfaches,
kaltes Mahl und ein Leuchter, in dem ein halbes Dutzend
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Kerzen brannten. In seinem Mund war ein übler Geschmack
und zwischen seinen Schläfen ein ganz leichtes Schwindelge-
fühl. Als er versuchte, sich in die Höhe zu stemmen, gelang
es ihm nicht auf Anhieb. Erst beim dritten Mal stand er auf,
fühlte sich aber so wackelig auf den Beinen, daß er nach der
Tischkante greifen mußte, um nicht sofort wieder zurückzu-
sinken.
Was war nur mit ihm los?
Noch immer drang Lärm vom Hof herein. Er hatte also
nur wenige Augenblicke geschlafen, denn offenbar war die
Jagdgesellschaft noch nicht aufgebrochen.
Oder kehrte sie bereits zurück?
Der Gedanke, womöglich stundenlang in diesem Sessel
gesessen und geschlafen zu haben, erschreckte ihn so sehr,
daß er für einen Moment sogar seine Müdigkeit vertrieb. Er
atmete tief ein und aus, fuhr sich mit beiden Händen durch
das Gesicht und ging mit unsicheren Schritten zum Fenster,
um hinauszublicken.
Der Hof war von brennenden Fackeln fast taghell erleuch-
tet. Fünf oder sechs von Theowulfs Männern bewegten sich
im Schein der Fackeln und halfen der Gesellschaft, die
Pferde aufzuzäumen oder in die Sättel zu steigen. Gelächter
und Stimmen, das Knarren von altem Leder und das Klirren
von Metall drangen an das Ohr des Mönchs, und er stellte
erleichtert fest, daß die Jagdgesellschaft tatsächlich erst im
Aufbruch begriffen war. Er hatte also nur wenige Minuten
geschlafen.
Aber das war an sich schon sonderbar genug . . .
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Er war zwar müde - das Reiten hatte ihn mehr ange-
strengt, als er sich eingestehen wollte -, aber so müde, daß
er mitten im Gespräch mit Theowulf einschlief, nun doch
nicht.
Nun - vielleicht hatte er seine Kräfte einfach überschätzt.
Seit er nach Buchenfeld gekommen war, hatte er keine
Nacht mehr ausreichend geschlafen.
Er sah dem Treiben unten auf dem Hof noch eine Weile zu,
dann drehte er sich herum, ging zum Tisch zurück und griff
nach einem der beiden Krüge, die neben dem Essen standen.
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Er enthielt Wein. Tobias stellte ihn zurück, nahm den ande-
ren Krug und stellte zufrieden fest, daß er mit Wasser gefüllt
war. Er benetzte sein Gesicht damit, schöpfte eine weitere
Handvoll, die er sich in den Nacken rieb, und schauderte, als
er die Kälte spürte.
Seine Arme und Beine fühlten sich bleiern an, doch es
gelang ihm jetzt, zumindest die Augen offenzuhalten. Einen
Moment fragte er sich, ob Theowulf ihm etwas in den Wein
geschüttet hatte, damit er schlief. Aber er verjagte den
Gedanken fast so schnell, wie er ihm gekommen war.
Warum sollte der Graf das tun? Außerdem hatten sie beide
aus demselben Krug getrunken.
Tobias widerstand der Verlockung, sich noch einmal hin-
zusetzen und zu warten, daß Theowulf und die anderen end-
lich davonritten. Er wäre vermutlich auf der Stelle wieder
eingeschlafen. So stand er eine ganze Weile neben dem
Tisch, wobei er eiserne Kraft brauchte, um sich überhaupt
auf den Beinen zu halten, und wartete darauf, daß das Stim-
mengewirr und das Hufgeklapper draußen auf dem Hof
nachließen. Es dauerte wahrscheinlich nur wenige Minuten,
aber für ihn schienen Ewigkeiten zu vergehen.
Allmählich gelang es ihm, seiner Müdigkeit Herr zu wer-
den. Als der Lärm und das Getrampel auf dem Hof allmäh-
lich verklangen, löste sich Pater Tobias von seinem Platz und
schlurfte mit hängenden Schultern und kleinen, mühsamen
Schritten zur Tür. Er verließ den Saal, ging die Treppe hin-
unter und stieß sich prompt den Kopf am Ausgang, weil er
vergessen hatte, wie niedrig die Tür war.
Draußen auf dem Hof brannten noch immer die Fackeln,
und in ihrem Schein sah er, daß Bressers und sein Pferd noch
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an der gleichen Stelle standen, an der sie selbst die Tiere
zurückgelassen hatten. Auch die Männer des Grafen, die er
von oben beobachtet hatte, waren noch da: der Torwächter,
der Bresser und ihm aufgetan und sie zum Grafen geführt
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