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»Meist Vögel und Eichhörnchen. Vögel sind furchtbar zänkisch, nicht? Gar nicht so lieb, wie die
Dichter immer tun.
Und ich beobachte Eichhörnchen.«
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Agatha Christie - Schneewittchen-Party
»Und Leute?«
»Manchmal. Aber hier kommen nicht viel Leute her.«
»Warum nicht?«
»Sie fürchten sich wohl.«
»Warum sollten sie sich denn fürchten?«
»Weil hier vor langer Zeit mal jemand umgebracht worden ist. Ehe es ein Garten war. Früher war
das hier ein Steinbruch, und hier war ein großer Kieshaufen oder Sandhaufen, und da drin ist sie dann
gefunden worden. Glauben Sie, daß das alte Sprichwort stimmt, daß man dazu geboren wird,
entweder zu hängen oder zu ertrinken?«
»Heutzutage wird niemand geboren, um zu hängen. In unserm Land wird niemand mehr gehängt.«
»Aber in andern Ländern. Sie werden sogar auf den Straßen gehängt. Ich habe es in der Zeitung
gelesen.«
»Aha. Hältst du das für gut oder für schlecht?« Miranda schien die Frage nicht direkt zu
beantworten, aber Poirot hatte das Gefühl, daß ihre Worte als Antwort gemeint waren. »Joyce ist
ertränkt worden«, sagte sie. »Mami wollte es mir nicht sagen, aber das ist doch ganz schön dumm,
finden Sie nicht? Ich meine, ich bin schließlich zwölf Jahre alt.«
»War Joyce deine Freundin?«
»Ja. Auf eine Art war sie eine sehr enge Freundin. Manchmal hat sie mir tolle Sachen erzählt. Über
Elefanten und Radschas.
Sie ist mal in Indien gewesen. Dahin wäre ich auch gern mal gefahren. Joyce und ich haben uns
immer alle unsere Geheimnisse erzählt. Ich kann aber nicht so viel erzählen wie Mami. Mami ist in
Griechenland gewesen. Da hat sie Tante Ariadne kennengelernt, aber ich war nicht mit.«
»Wer hat dir das von Joyce erzählt?«
»Unsere Köchin. Sie hat sich mit der Putzfrau unterhalten.
Jemand hat ihren Kopf in einen Eimer Wasser gehalten.«
»Hast du eine Ahnung, wer das gewesen ist?«
»Ich glaube nicht. Sie schienen's auch nicht zu wissen, aber sie sind beide eigentlich ziemlich
dumm.«
»Weißt du es?«
»Ich war ja nicht da. Ich hatte Halsschmerzen und Fieber, und Mami wollte mich nicht mitnehmen.
Aber ich glaube, ich könnte es wissen. Weil sie ertränkt worden ist. Deswegen habe ich gefragt, ob
Sie glauben, daß man dazu geboren wird, zu ertrinken. Wir gehen hier durch die Hecke. Passen Sie
auf Ihren Anzug auf!«
Poirot folgte ihr. Die Öffnung in der Hecke war eher für das zartgliedrige Kind, das ihn führte,
angelegt. Sie war aber sehr besorgt um Poirot, warnte ihn vor Dornenbüschen und hielt stachlige
Zweige zurück. Sie tauchten auf der andern Seite bei einem Komposthaufen wieder aus der Hecke
auf, bogen bei einem verfallenen Gurkengestell um die Ecke, gingen an zwei Müllkästen vorbei und
dann durch einen kleinen, gepflegten Garten, in dem hauptsächlich Rosen wuchsen, ins Haus.
Miranda führte Poirot durch eine offene Terrassentür und meldete mit dem bescheidenen Stolz
eines Sammlers, der sich gerade ein Exemplar eines besonders seltenen Käfers gesichert hat: »Ich
hab' ihn.«
»Miranda, du hast Monsieur Poirot doch nicht etwa durch die Hecke geführt? Du solltest doch den
Weg beim Seiteneingang nehmen.«
»Das ist aber ein besserer Weg«, sagte Miranda. »Kürzer und schneller.«
»Und sehr viel unangenehmer, fürchte ich.«
»Ich weiß nicht mehr«, sagte Mrs. Oliver. »Ich habe Sie doch mit meiner Freundin Mrs. Butler
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Agatha Christie - Schneewittchen-Party
bekannt gemacht?«
»Natürlich. In der Post.«
Poirot hatte Mrs. Butler dort nur sehr kurz gesehen und konnte sie sich jetzt in Ruhe betrachten.
Judith Butler war etwa fünfunddreißig Jahre alt, und während ihre Tochter einer Elfe oder Nymphe
ähnelte, erinnerte die Mutter mehr an eine Nixe.
Sie hätte eine der Rheintöchter sein können. Langes blondes Haar hing ihr bis auf die Schultern, sie
hatte ein zartes, langes Gesicht mit leicht eingefallenen Wangen und große meergrüne Augen mit
langen Wimpern.
»Ich freue mich, daß ich mich jetzt richtig bei Ihnen bedanken kann, Monsieur Poirot«, sagte Mrs.
Butler. »Es war sehr nett von Ihnen, gleich herzukommen, als Ariadne Sie gebeten hatte.«
»Wenn meine Freundin Mrs. Oliver mich um etwas bittet, muß ich es immer sofort tun«, sagte
Poirot. »Blödsinn«, sagte Mrs. Oliver.
»Sie war fest überzeugt, ganz fest überzeugt, daß Sie diese scheußliche Tat aufklären würden.
Miranda, gehst du bitte in die Küche? Das Teegebäck steht auf dem Küchentisch.« Miranda
verschwand. Aber ehe sie ging, warf sie ihrer Mutter ein wissendes Lächeln zu, das deutlich sagte:
Sie will mich vorübergehend aus dem Wege haben.
»Ich habe versucht, es vor ihr geheimzuhalten«, sagte Mirandas Mutter. »Diese ekelhafte
Geschichte. Aber wahrscheinlich war das von Anfang an gar nicht möglich.«
»Nein, wirklich nicht«, sagte Poirot. »Nichts macht in einem Wohnort so schnell die Runde wie ein
Unglücksfall, besonders wenn er recht scheußlich ist. Und in jedem Fall«, fügte er hinzu, »kann man
nicht lange durchs Leben gehen, ohne zu merken, was um einen herum vorgeht. Kinder scheinen
außerdem dafür besonders anfällig zu sein.«
»Joyce Reynolds sind so Sachen wie Mord jedenfalls aufgefallen«, sagte Mrs. Butler. »Eigentlich
kaum zu glauben.«
»Daß Joyce das aufgefallen ist?«
»Nein, ich meine, daß sie so etwas gesehen und vorher nie darüber gesprochen hat. Das sieht gar
nicht nach Joyce aus.«
»Das erste, was mir hier jeder sagt«, sagte Poirot milde, »ist, daß diese Joyce Reynolds eine
Lügnerin war.«
»Es ist natürlich möglich«, sagte Judith Butler, »daß ein Kind sich so etwas ausdenkt, und plötzlich
stellt sich heraus, daß es stimmt.«
»Das ist unser Ausgangspunkt«, sagte Poirot. »Joyce Reynolds ist ohne Zweifel ermordet worden.«
»Und Sie sind von diesem Ausgangspunkt weitergegangen.
Wahrscheinlich wissen Sie die Lösung schon?« sagte Mrs. Oliver.
»Madame, bitte erwarten Sie keine Unmöglichkeiten von mir.
Sie haben es immer so eilig.«
In diesem Augenblick kam Miranda wieder ins Zimmer, in der Hand eine Platte mit Teegebäck.
»Soll ich es hierher stellen?« fragte sie. »Ihr seid inzwischen sicher fertig? Oder soll ich noch etwas
aus der Küche holen?« In ihrer Stimme klang sanfter Spott. Mrs. Butler nahm die Teekanne und
schenkte ein, während Miranda sittsam das Gebäck herumreichte.
»Ariadne und ich haben uns in Griechenland kennengelernt«, sagte Judith. »Ich mag ihren
Vornamen so gern«, fügte sie hinzu. »Der paßt so gut zu Griechenland.«
»Ja, das ist ja wohl ein griechischer Name«, sagte Mrs. Oliver. »Es ist übrigens mein Taufname, ich
habe ihn mir nicht für literarische Zwecke ausgedacht. Aber mir ist es noch nie wie der Ariadne
gegangen. Ich bin noch nie auf einer griechischen Insel von meinem Herzallerliebsten sitzengelassen
worden oder so ähnlich.« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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